Mädchencafé
Mädchencafé
Die Grundidee für ein Mädchencafé in Wien existierte seit den 1980er Jahren. Vorarlberg war punkto mädchenorientierter Jugendarbeit Vorreiter und eröffnete bereits 2004 in Bregenz das Mädchenzentrum „Amazone“ (Architektur: raumhochrosen). 2011 war es schließlich soweit und das „flash Mädchencafé“ wurde im 7. Wiener Gemeindebezirk eröffnet. Die künftigen Betreiber:innen der Wiener Jugendzentren hatten konkrete Vorstellungen, wie der Treffpunkt für Mädchen beschaffen sein sollte: Ein Gassenlokal sollte es sein, zwar nicht versteckt, aber auch kein „Glashaus“ mitten auf einem Platz. Neben einem größeren Raum bieten Nischen Platz für Rückzugsmöglichkeiten. Die weiteren Wünsche kamen von den Nutzer:innen selbst. Mädchen zwischen 10 und 21 waren von Beginn an in die Planung miteingebunden und konnten ihre Ideen in Bezug auf Raumgestaltung und Mobiliar, sowie Öffnungszeiten, Barangebot und Programmgestaltung einzubringen, frei von Bewertungen oder realistischem Anspruch. Im Anschluss an die Ideenfindung folgte die Sortierung nach Häufigkeit der Nennungen (z.B. Discokugel, Tischfußball), der Ausschluss nicht realisierbarer Anliegen (z.B. Schwimmbecken) und Skizzen der Raumaufteilung auf dem Grundrissplan, sobald die Räumlichkeiten ausgewählt waren. Kreideskizzen im noch leeren Lokal (z.B. Barbereich am Boden markiert) und ein Modellbau-Workshop veranschaulichten schließlich die Wünsche und deren Realisierbarkeit. Besonderen Wert legten die jungen Planerinnen darauf, dass es sowohl Platz für Aktivität, Bewegung und Geselligkeit, als auch für Rückzugsmöglichkeiten gab. So entstand die Idee eines „Kuschelraums“, der grüppchenweise genutzt werden kann. Eine kleine Überraschung war der Wunsch, auf den Fensterbänken sitzen und plaudern zu können. Die flexible Möblierung des Hauptbereichs ermöglicht diverse Nutzungen wie offener Cafébereich, Sitzungsraum, Speisesaal, Werkstatt, Platz für Spielestationen, der zweite Abschnitt dient als gemütliche Sitzecke, Bühne, Tanzfläche, Kinosaal, Yogakursraum oder Tischfußballzimmer. Die Architekt:innen kamen dem Wunsch der Mädchen nach, sich im Lokal auch selbst „verewigen“ zu können. So wurde die Bar mit einer Fotoplatte gestaltet, Barlampen in Selbstbauweise errichtet und mehrere beschreibbare Wandflächen bieten Platz für die Kommunikation und die persönliche Handschrift. Das „flash Mädchencafé“ hatte bereits in seiner Entstehung einen Mehrwert für die Nutzer:innen, indem die Jugendlichen gestalterisch in ihre real geformte Umwelt eingreifen konnten.
Daten
Ort: A-1070 Wien
Nettonutzfläche: 100 m²
Fertigstellung: März 2011
Team
Marie Pertlwieser
Roswitha Siegl
Partner*innen
Bauphysik: Mag. Hebenstreit
Fotos: Rupert Steiner